#fragCONDA: Crowdinvesting für KMU – nur ein „teurer Kredit“ oder mehr?
Crowdinvesting hat sich als Finanzierungs- und Marketingtool für Startups mittlerweile etabliert. Auch im Immobiliensegment feiert Crowdinvesting zunehmend Erfolge. Doch wie sieht es eigentlich im klassischen Mittelstand aus? Dirk Littig, Geschäftsführer von CONDA Deutschland, erzählt es uns.
Kleine und mittlere Unternehmen (KMU) stellen mit einem Anteil von weit über 90% das Rückgrat unserer Wirtschaft dar. Kleineren Unternehmen bleibt – allein aufgrund der nötigen Volumina – der Zugang zu vielen Finanzierungsalternativen verschlossen. Auf der anderen Seite ist es Kleinanlegern bisher kaum möglich, in KMU zu investieren. Beiden Interessengruppen bietet Crowdinvesting eine Lösung.
Das Interesse an Crowdinvesting nimmt sowohl bei mittelständischen Unternehmen als auch bei Anlegern stetig zu. Dennoch begegnet uns immer wieder eine gewisse Skepsis. Die Kernfragen dabei sind:
„Wieso muss ich als KMU Basiszinsen in einer Größenordnung von 6-10% p.a. und dazu noch eine Gewinnbeteiligung zahlen? Eine Baufinanzierung ist doch heute schon unter 2% zu haben?“
„Wenn mir ein KMU so hohe Zinsen bietet, dann muss es doch eigentlich eine eher schlechte Bonität haben. Wieso geht der nicht zur Bank?“
Das sind die Antworten:
- Das von den deutschen und österreichischen Regularien für Crowdinvesting vorgegebene Instrument, das partiarische Nachrangdarlehen, ist nachrangig, d.h. Ansprüche hieraus sind im Insolvenzfall erst nach Befriedigung aller anderen Gläubiger zu bedienen. Allein deshalb müssen die Zinsen für ein Nachrangdarlehen bei ein und demselben Unternehmen höher sein als für einen vorrangigen Kredit.
- Nachrangdarlehen sind wirtschaftliches Eigenkapital. Sie stärken die Eigenkapitalposition und verbessern so die Bilanzbonität des KMU. Das führt u.a. dazu, dass andere Kredite günstiger aufgenommen werden können als zuvor. Die Gesamtfinanzierungskosten des KMU können so optimiert werden.
- Finanzierungsmittel zur Stärkung des Eigenkapitals stehen großen Unternehmen zur Verfügung, etwa in Form der Börse oder von Beteiligungsfonds. Für KMU sind die erforderlichen Mindestbeträge meist viel zu hoch. Die Kosten bspw. einer großen Mezzaninefinanzierung sind sicher nicht günstiger als beim Crowdinvesting, weil in beiden Fällen Nachrangkapital bereitgestellt wird.
- Mit einer Crowdinvesting Kampagne erhalten KMU nicht nur Finanzierung, sondern auch starke Marketingeffekte. Die Investoren sind weit mehr als Geldgeber – sie sind im Idealfall Markenbotschafter.
- Investoren gehen mit ihrem Crowdinvestment ein höheres Risiko ein als vorrangige Kreditgeber. Das müssen und das wollen KMU honorieren.
- Der Investor erhält ein Investment in ein etabliertes Geschäftsmodell, er kann als Markenbotschafter zum Erfolg „seines“ Unternehmens beitragen und er erhält Zugang zu einer bislang verschlossenen Anlageklasse.
Aus all diesen Gründen sind KMU gut beraten, über ein Crowdinvesting als Ergänzung ihrer klassischen Finanzierung nachzudenken. Sie erhalten engagierte Investoren, Eigenkapitalstärkung und damit nicht zuletzt ein wenig mehr Unabhängigkeit von anderen Finanzierungsquellen.
Diese Aufzählung soll Ihnen einen ersten Überblick geben. Ich hoffe, sie ist hilfreich. Machen Sie sich Ihr eigenes Bild, fragen Sie nach, diskutieren Sie mit uns!